Geldsystem

19
Sep
2012

Papiergeld – Staatsfinanzierung – Inflation. Traf Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik?

Gestern hat der Präsident der deutschen Bundesbank und Mitglied des EZB-Rates Dr. Jens Weidmann eine vielleicht historische Rede zum Thema „Papiergeld – Staatsfinanzierung – Inflation. Traf Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik?“ gehalten, in der er offen über die Fehler in unserem Geldsystem spricht. Anbei ein paar Auszüge. Der vollständige Text befindet sich hier: http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Reden/2012/2012_09_18_weidmann_begruessungsrede.html

Diese im Titel gestellte Frage könnte ich nun schlicht mit Ja beantworten. Denn Goethe hat in der Tat bereits vor ca. 180 Jahren das Kernproblem der heutigen, auf Papiergeld fußenden Geldpolitik analysiert und in unnachahmlicher Weise literarisch festgehalten.
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Geld und Geldschöpfung
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Jenes Geld jedoch, welches wir in Form von Banknoten und Münzen bei uns tragen, hat mit Warengeld nichts mehr zu tun. Die Rückbindung an Goldbestände gibt es nicht mehr, seit im Jahr 1971 die Goldbindung des US-Dollar aufgehoben wurde.

In Kurzform: Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt. Banknoten sind bedrucktes Papier – die Kenner unter Ihnen wissen, dass es sich im Fall des Euro eigentlich um Baumwolle handelt –, Münzen sind geprägtes Metall.
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Notenbanken schaffen Geld, indem sie Geschäftsbanken gegen Sicherheiten Kredite gewähren oder ihnen Aktiva wie zum Beispiel Anleihen abkaufen. Die Finanzkraft einer Notenbank ist dabei prinzipiell unbegrenzt, da sich eine Notenbank das Geld, das sie vergibt oder mit dem sie bezahlt vorher nicht etwa beschaffen muss, sondern es quasi aus dem Nichts erschaffen kann.
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Goethe, Faust und Alchemie

Zur Erinnerung sei hier kurz an die Geldschöpfungsszene im ersten Akt von Faust II erinnert. Mephisto, als Narr verkleidet, spricht mit dem von akuten Geldnöten geplagten Kaiser und konstatiert:

„Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.“

Der Kaiser erwidert schließlich auf Mephistos geschickten Überredungsversuch:

„Ich habe satt das ewige Wie und Wenn; Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff’ es denn.“

Mephisto antwortet darauf:

„Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr.“

Er bringt den Kaiser im Trubel des nächtlichen Maskenballs dazu, eine Urkunde zu unterschreiben, die Mephisto über Nacht vervielfältigen und anschließend als Papiergeld verbreiten lässt.

Die Beteiligten sind vom anfänglichen Erfolg dieser Maßnahme ganz angetan. So verkündet der Kanzler voller Freude:

„So hört und schaut das schicksalsschwere Blatt – (gemeint ist das geschaffene Papiergeld) – das alles Weh in Wohl verwandelt hat.“

Er liest: ´Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt: Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.´

Mephisto facht die Freude noch weiter an, indem er kurze Zeit später sagt:

„ Ein solch Papier, an Gold und Perlen statt,
Ist so bequem, man weiß doch, was manhat;
Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust in Lieb’ und Wein berauschen.“


Die Beteiligten sind so beglückt über die vermeintliche Wohltat, dass sie gar nicht ahnen, dass ihnen die Entwicklung aus den Händen gleiten wird:

Zwar kann sich der Staat im Faust II in einem ersten Schritt seiner Schulden entledigen, während die private Konsumnachfrage stark steigt und einen Aufschwung befeuert. Im weiteren Verlauf artet das Treiben jedoch in Inflation aus und das Geldwesen wird infolge der rapiden Geldentwertung zerstört.
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In der Tat dürfte der Umstand, dass Notenbanken quasi aus dem Nichts Geld schaffen können, vielen Beobachtern als etwas Überraschendes, Seltsames, vielleicht sogar Mystisches, Traumhaftes – oder auch Alptraumhaftes – vorkommen.
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Für das Vertrauen ist aber wichtig, dass sich Notenbanker, die ein öffentliches Gut verwalten – stabiles Geld – auch öffentlich rechtfertigen. Der beste Schutz gegen die Versuchungen in der Geldpolitik ist eine aufgeklärte und stabilitätsorientierte Gesellschaft.

7
Sep
2012

Was ist Geld? Oder: Warum Banken kein Geld verleihen.

Geld ist nichts anderes als ein Schuldschein eines Unbekannten mit dem Versprechen, dass dieser den genannten Betrag zurückzahlen wird.

Es entsteht also erst, wenn sich jemand verschuldet. Es gibt also keinen "Besitzer" von Vermögen, sondern lediglich "Besitzer von Schulden". Die anderen haben nur die zugehörigen Schuldscheine.

Die Bank "verleiht" kein Geld wie dies oft fälschlich gedacht wird, sondern sie erschafft es erst durch die Kreditvergabe. Das nennt sich dann "fiat money" - "es werde Geld".

Es kann also jeder Geld erschaffen indem er einen Kredit aufnimmt und die Bank hilft einem dabei. Diese Geburtshilfe lässt sich die Bank allerdings mit Zins und Zinseszins bezahlen.

Wieso benötigen wir nochmals die Banken um Geld zu erschaffen? Ist es das Vertrauen in die Bank? Deren "Sicherheiten"?

Das Geld der Banken ist nur minimal besichert (der Mindestreservesatz der EU liegt bei 1%) und die Besicherung erfolgt wiederum durch Schuldscheine. Der eigentliche "Wert" zur Zeit der Erschaffung liegt somit in der Besicherung durch den Kreditnehmer (z.B. dessen Haus).

Wieso kassiert die Bank jetzt nochmal Zinsen? Das Geld wird vom Kreditnehmer erschaffen und die eigentliche Besicherung erfolgt auch durch diesen. Wo ist die Leistung der Bank? Eine Bearbeitungsgebühr sollte ausreichen!

Das Mysterium des Geldes ist enträtselt und der Schleier über den Banken gelüftet. Es ist absehbar, dass die Zeit der Banken, wie wir sie kannten, vorbei ist.

"Man kann alle Leute einige Zeit und einige Leute alle Zeit, aber nicht alle Leute alle Zeit zum Narren halten."
Abraham Lincoln

Hat man die Zusammenhänge verstanden ist klar was ein neues - nachhaltiges - Geldsystem leisten muss:

1. Geld darf nicht durch Schulden entstehen
2. Geld soll demokratisch erschaffen werden und nicht durch private Banken
3. Wir benötigen keine Zinsen


Die große Frage die offen bleibt ist: Wer treibt uns in Zukunft an, wenn es die Zinspeitsche nicht mehr gibt. Was bringt uns zum Wirtschaften?

18
Jul
2012

Guthaben = Schulden

Ohne Schulden auf der einen Seite, gibt es auch keine Guthaben auf der anderen Seite.

Geldvermögen und Schulden in Österreich (cc) Tobias Plettenbacher
(cc) Tobias Plettenbacher

Wenn man also über die Schuldenmacher schimpft, sollte einem klar sein, dass ohne die Schuldenmacher auch kein Sparen möglich wäre.

Das gilt im Kleinen wie im Großen. Exportüberschüsse gibt es nur, wenn sich andere Länder verschulden.

Ein kleiner Fehler der schnell wächst wird langsam zur globalen Katastrophe

Wie in "Unser Geldsystem - Ein Pyramidenspiel" beschrieben, bedarf es durch den WINZIGEN FEHLER - die Zinsen werden bei der Geldschöpfung nicht miterschaffen - einer permanenten Neuverschuldung.

Da der Zins (durch den Zinseszins) exponential wächst, wird aus diesem WINZIGEN FEHLER nach einigen Jahrzehnten EINE GLOBALE KATASTROPHE. Da man sich exponentielles Wachstum schwer vorstellen kann, wird es hier anhand eines Beispiels erklärt: Der Zinseszins - ein Beispiel was expoentielles Wachstum bedeutet

D.h. die globale Zinslast bekommt eine Größe, die nicht mehr durch neue Schulden bedient werden kann, oder anders ausgedrückt, es gibt nicht genug neue Schuldner bzw. verpfändbares Eigentum mit dem die neuen Kredite besichert werden könnten.

Es ist halt schwer, wenn auf einer "endlichen" Erdkugel mit beschränkten Ressourcen etwas "unendlich" wachsen soll.

DAS FUNKTIONIERT NICHT!!

Unser Geldsystem - Ein Pyramidenspiel!

Da bei der Gelderschaffung (siehe Wie unser Geldsystem funktioniert) die Zinsen nicht miterschaffen werden, bedarf es einer permanenten Neuverschuldung um diese bedienen zu können.

Ein staatlich legitimiertes PYRAMIDENSPIEL!

Wie diese Spiele im Normalfall enden, sollte jedem bekannt sein.

Wie unser Geldsystem funktioniert

Geld wird von den Banken geschaffen, indem jemand einen Kredit aufnimmt und diesen mit einem Pfand besichert.

Schulden UND Guthaben entstehen.
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